Flyfishing in Bosnien und Herzegowina 2014
Daniele Di Fronzo und Uwe Rieder hatten für die Woche vom 31. Mai bis 7. Juni 2014 ein tolle Fischerwoche in Bosnien und Herzegowina geplant. Einem Land das noch nicht vom Massentourismus "verseucht" ist. Mit viel Vorfreude und auch ein wenig Skepsis konnten wir diese Reise kaum erwarten. Vorab, es war eine wunderschöne Woche mit vielen neuen, positiven und schönen Erfahrungen und vor allem mit liebenswürdigen Menschen.
Da die Schreibenden bereits eine Woche in Slowenien an der Savinja verbrachten, war die Anreise fast ein "Katzensprung". Nach fünf Stunden Autofahrt durch Slowenien und Kroatien erreichen wir in Bosanska Krupa (Bosnien und Herzegowina) unseren vereinbarten Treffpunkt, das Restaurant Alga. Unser Guide für die nächste Woche Uwe Rieder von Pro Guides erwartet uns schon. Auch Helmut ist bereits eingetroffen, er kommt aus Österreich und ist wie wir auch fasziniert von dem schönen Verlauf der Una. Anes (Ani) Halkic, der Organisator von Una-Discovery vor Ort, ist mit dem Auto unterwegs zum Flughafen in Tuzla, um die restlichen drei Schweizer Gäste abzuholen. Diese werden erst nach Mitternacht in unserer Lodge eintreffen.
Wir Vier sind von Erwin, einem Heimweh Bosnier, Bruder von Ani und Mitglied im örtlichen Fischereiverein am Samstagabend eingeladen und werden mit dem typischen Una-Boot auf eine Insel gerudert. Dort herrscht reges Geschehen, es wird gejasst, geraucht, gekocht und getrunken. Ein leckeres Gulasch mit Wildschwein- und Rindfleisch wird uns serviert, die Getränke kommen auch nicht zu kurz. Die Fischer sind rundum gastfreundlich und unterhalten uns mit ihrem Tun. Zwischendurch wird gefischt, heute ist Eröffnung der Huchen. „Zu Hause“ genehmigen wir uns dann noch ein letztes Bier und schlafen wunderbar in der schönen und gepflegten Lodge.
Am Sonntagmorgen begrüssen wir auch unsere restlichen Kollegen Daniele, Kari und Ruedi sowie Ani, der uns mit seinem Kleinbus abholt und ins Restaurant Alga zum Frühstück fährt. Wieder geniessen wir den herrlichen Blick auf die Una. Im Anschluss fahren wir an die Krušnica. Ein Wiesenbach, der aus einem Quelltopf mit 200 m3 Wasser pro Sekunde aus einem kleinbusgrossen Loch im Fels herausströmt. Wegen dem vorgängigen Hochwasser in Bosnien ist der Bach ziemlich trüb, wir sehen keine Strukturen. Wir werfen unsere Köder natürlich trotzdem aus und fangen auch ein paar Äschen und Bachforellen. Dann wird’s allerdings harzig in diesem sehr langsam fliessenden Gewässer, die guten Standorte auszumachen. Ani gibt sich alle Mühe und zeigt jedem von uns, wie hier speziell gefischt wird. Es haben sich noch mehrere einheimische Fischer eingefunden und es herrscht reger Betrieb auf unserer Uferseite. Zum z‘Mittag gibt’s feines Grillfleisch, Ani hats am Grill voll im Griff und unsere vollen Bäuche platzen fast! Am Nachmittag wird die Fischerei nicht besser und die Forellen steigen immer auf der anderen Uferseite. Daniele – unser Wurfgenie – probierts und erwischt dann tatsächlich die eine oder andere mit seinen tollen Switch Cast‘s. Das Ganze wird natürlich mit lautem Gejohle unsererseits begleitet!
Am nächsten Tag geht die Fahrt Richtung Südosten. Wir frühstücken auf der Fahrt in Ani’s Transporter und es kann erstaunlicherweise von jedem behalten werden, bis wir an der Sanica eintreffen. Ob dies an der Strassenstruktur oder Fahrweise von Ani liegt, lassen wir mal im Raum stehen (smile). Der Bach Sanica ist ebenfalls langsam fliessend, hat ein paar Schnellen und kleinere Pools. Der Leitfisch ist die Äsche, auch ein paar Bachforellen sind hier beheimatet. Beim grossen Hochwasser waren leider mehrere Tonnen Regenbogenforellen aus einer Forellenzucht abgehauen, was für die Sanica sehr unerfreulich war. Dies bescherte uns bei jedem Wurf einen Fang! Es ist schwierig an die Äschen am Boden ranzukommen. Uwe mit seinen grossen Kenntnissen im Nymphenfischen sorgte aber bei jedem von uns dafür, dass Äschen gefangen wurden. Gegen Abend steigen die wunderschön gefärbten Äschen vereinzelt und unter der Brücke präsentierte uns Daniele wieder sein Können, wir konnten nur Staunen und Daniele genoss es
Am Dienstag geht’s nach dem Frühstück im Restauarant Alga Richtung Westen in den Nationalpark, nahe der Grenze zu Kroatien. Es ist eine herrliche Fahrt durch die Una-Schlucht und im Dorf Kulen Vakuf werden wir durch den Ranger Georg (für Uwe „de Schorschi“) begrüsst. Wir schwärmen im Dorf aus und Fischen in der Una mit Nymphen, Trockenfliege und Helmut fängt sogar mit dem Streamer. Von der Brücke sehen wir kapitale Forellen und Äschen stehen, schon juckte es wieder alle in den Fingern. Aber zuerst gibt’s im kleinen Beizli bei der Brücke Mittagessen.
Plötzlich springt Uwe auf und rennt einem Töfffahrer hinterher. „Das war Roman Moser“, erzählt er uns ganz begeistert. Ani organisiert, dass Uwe von der bosnischen Version des Roman Moser ein Foto knipsen kann! Das muss effektiv ein Zwilingsbruder sein……
Mit vollem Bauch stehen wir nach dem reichhaltigen Lunch wieder im Wasser. Weitwürfe mit Trockenfliege aus Rehhaar sind erfolgreich auf grössere Forellen. Leider gibt’s auf den Abend keinen richtigen Mückenschlupf, vereinzelt steigen Äschen und hinterlassen ganz kleine Ringe, die beim Eindunkeln kaum mehr sichtbar sind.
Am nächsten Tag befischen wir die Una weiter oben im Nationalpark, im schönen Dorf Martin Brod. Neben der Kirche steht eine sehenswerte wunderschöne Kapelle, welche aus den porösen Steinen (Tuffstein) aus der Una gebaut wurde. Wir fischen oberhalb der Brücke gleich beim Auslauf der Fischzucht. Uwe gibt uns Tipps, wo die Grossen stehen und wie wir diese anwerfen sollen. Er hält Ausschau im schnellfliessenden, gut halben Meter tiefen Wasser und erblick schon bald ein Exemplar zwischen den Steinen. Uwe probiert die ersten Würfe und hat ein schönes Exemplar am Angel. Die etwa 70 cm grosse Forelle steigt aus dem Wasser und zeigt sich uns in voller Pracht. Leider verwickelt sich der Fisch in den zwei Nymphen und löst sich schon bald vom Angel. Ok, weitersuchen, es hat sicher noch mehr davon. Uwe zeigt auf die nächste Forelle zwischen den Steinen und Stef probiert sein Glück. Prompt schnappt sich die nächste Fario den Köder. Nach dem Anschlag hält sie sich in der Strömung und bewegt sich auf die andere Flussseite. Stef kann sie langsam auf unsere Uferseite lotsen. Wir sehen sie einen kurzen Augenblick, auch ein grosses Exemplar, supper! Sie lässt sich dann aber in die Strömung hängen und treibt ab, keine Chance sie zu halten mit der 15er Vorfachspitze.
Wir probieren es weiter: Je nachdem wie der Fisch in der Strömung steht, wird er mit einer zweiten nachziehenden kleinen Nymphe angefischt, oder falls er in einer Mulde zwischen zwei Steinen sichtbar ist, mit vorangehender Nymphe, welche genau in die Strömung zum Fisch schwimmt.
Zum Zmittag hat Ani den Grill mit leckerem Fleisch parat, wir befinden uns nach Martin Brod auf einem wunderschön gelegenen Camping- und Rastplatz an der Una. Ani hat wie üblich schon alles vorbereitet und wir verschlingen das feine Essen, währendem wir einander von unseren tollen Erlebnissen berichten.
Die Una fliesst hier über eine lange Rausche in einen traumhaft schönen blauen Pool. Am Nachmittag befischen wir dann flussabwärts noch einige Stellen, aufgrund des immer noch anhaltenden hohen Wasserstandes immer auf der gleichen Seite. Gegen Abend stehen wir wieder in Kulen Vakuf im Wasser. Auch diesmal hatten wir kein Glück einen tollen Abendsprung zu geniessen, die Äschenringe erschienen erst beim Eindunkeln und auch nur sehr spärlich, als wir bereits im Beizli ein Znacht geniessen.
Am Donnerstag geht die Fahrt erneut zur Krušnica. Heute ist der Wasserstand tiefer und das Wasser ist fast glasklar. Toll, wir freuen uns schon mit juckenden Fingern aufs Fischen. Neben dem optimalen Wasserstand zeigte sich auch die Sonne von ihrer tollsten Seite und strahlte in voller Pracht in das tolle Tal der Krušnica. Heut konnten alle tolle Fänge mit der Trockenfliege verbuchen, darunter auch wirklich schöne Fische. Uwe konnte eine wunderschön gezeichnete Bachforelle überlisten (ein Foto findest du in der Galerie). Die Zeit ging unglaublich schnell vorüber und am späteren Nachmittag hiess es bereits wieder Abschied nehmen.
Der Grund für die frühe Heimkehr war ein spezieller Abend in unserer Lodge. Ani hat uns für ein Festessen eingeladen und dazu ein ganzes Lamm nach traditioneller Art über der Holz Glut gegrillt. Dazu wurde am Vormittag in der Lodge bereits das Holz und das Lamm am Spiess geliefert. Am Nachmittag tauchte dann ein Kollege von Ani auf und bereitet alles für das grillieren des Lammes vor. Interessante Sache und wir Essen an diesem Abend wie die Fürsten. Zwischendurch ein Slibowitz und das ein wenig fettige Fleisch geht runter wie nichts. Ein genussvoller und vor allem sehr lustiger Abend ging irgendwann in der Nacht zu Ende.
Am Tag darauf leiden wir alle noch etwas, fahren aber trotzdem wieder nach Martin Brod zum Fischen. Stef, Daniele und Uwe probieren es nochmals oberhalb der Brücke auf die Grossen. Diese bleiben zwar an den Nymphen hängen, können aber auch nicht gelandet werden. Wir verteilen uns flussabwärts und sind dann am Mittag wieder in Kulen Vakuf. Nach dem Mittagessen macht der Einte und Andere ein Nickerli unter dem Baum oder auf der Bank im Schatten. Das Fischen bringt leider auch an diesem Tag keine grösseren Ereignisse und wir fahren beim Eindunkeln zurück nach Bosanska Krupa zum Nachtessen.
Am Samstag fahren wir nach dem Frühstück mit den Autos nach Hause. Ani chauffiert die drei Schweizer wieder an den Flughafen in Tuzla, welche dann gegen Abend zurückfliegen werden.
Es war eine wunderschöne Woche mit vielen positiven Eindrücken, begleitet von einem liebenswürdigen Anes (Ani) Halkic von Una-Discovery der uns alle Wünsche erfüllte und jederzeit für uns da war, sowie mit tollem und professionellem Guiding von Uwe Rieder von Pro Guides. Aber was wäre die Woche ohne unsere Freunde aus der Schweiz und dem netten Kollegen aus Österreich gewesen. Alle haben dazu beigetragen, dass diese Woche unvergesslich bleibt.
In diesem Sinne tight Lines und ein Wiedersehen in Bosnien und Herzegowina
Für den Bericht Katy Sidler, Stef Maurer